Mrz 272013
 

Vorwort

In Europa haben rund 10-15 Prozent der Bevölkerung (Kinder und Erwachsene) Probleme mit den Techniken des Rechnens, Lesens und Schreibens.

Abakus_KindIn Lehrer- und Elternkreisen sind kaum Kenntnisse über Dyskalkulie (Rechenschwäche) vorhanden. Auch die junge Generation der Lehrer ist nicht oder nur unzureichend auf die Teilleistungsschwächen (Legasthenie, Dyskalkulie) vorbereitet, da diese in der Ausbildung kaum/keine Beachtung finden. Wer in der Schule nicht mitkommt, wird oft vom Mathe-Lehrer als unbegabt abgestempelt. Dabei kann es Kinder mit normaler oder hoher Begabung in Mathematik geben, die nur an einigen Rechenschritten scheitern. Diese Kinder müssen nur auf anderen Wegen zum Erfolg geführt werden.

Die Dyskalkulie ist eine lebenslange Schwäche, die jedoch bei Grundschülern am besten diagnostizierbar ist.

Dyskalkulie kann als Teilleistungsschwäche ganz allein oder zusammen mit Legasthenie (Lese-Rechtschreib-Schwäche) bzw. Hyperaktivität auftreten. Wird die Rechenschwäche nicht therapiert, kann sie zu einem echten schulischen Problem werden, da durch Misserfolgserlebnisse das Selbstbewusstsein des Kindes so abgebaut wird, dass ein erfolgreiches Lernen auch in anderen Fächern oft nicht mehr möglich ist.

Legasthenie und Dyskalkulie können nicht (im klassischen Sinne) geheilt werden. Es ist meist ein lebenslanger Kampf. Ein Therapeut kann die Symptome der Rechenschwäche behandeln. Er kann dem Kind Strategien vermitteln, mit den Folgen der Schwäche besser umzugehen. Dabei bringt er das Kind (oder den Erwachsenen) dazu, sein eigenes Verhalten zu beobachten (Metakognition Externer Link). Hierdurch kann das Kind seine Fehler erkennen und korrigieren. Es werden Strategien entwickelt Fehler zu umgehen. Dazu bedarf es aber eines gewissenhaften und längerfristigen Trainings. Auch die Eltern eines betroffenen Kindes können durch gemeinsame Spiele, durch Nutzung von Arbeitsmaterialien und durch psychomotorisches Training den Umgang des Kindes mit seiner Rechenschwäche trainieren.

Menschen können mit der Teilleistungsschwäche Dyskalkulie leben, wenn ihre Stärken und Talente, ihre gesamte Persönlichkeit, gestärkt und entwickelt wurde.

Man soll die Hoffnung nicht aufgeben. Berühmte Persönlichkeiten, wie Einstein (Legasthenie), der schwedische König Karl Gustav, John F. Kennedy, Charles Darwin, Leonardo da Vinci oder Walt Disney sollen Teilleistungsschwächen besessen haben.

Woran erkennt man die Rechenschwäche?

Das Kind:

  • bewältigt in der Schule die geforderte Rechenleistungen trotz sehr guter/guter/befriedigender Leistungspotenzen nicht angemessen
  • schreibt in Arbeiten schlechte Noten (5 oder 6), oft mit erhöhter Fehlerzahl
  • sitzt sehr lange an seinen Hausaufgaben in Mathematik, während es sie in anderen Fächern zügig erledigt
  • löst Matheaufgaben häufig falsch
  • blockt häufig bei allem, was mit Zahlen zu tun hat
  • reagiert aggressiv bzw. besonders unlustig, wenn es Rechenaufgaben lösen soll
  • zeigt besonders vor Mathearbeiten körperliche Anzeichen für Angst (Bauchweh oder Kopfweh)

Aber: Jede Rechenschwäche ist anders!

Häufig beobachbare Auffälligkeiten bei Grundschülern

  1. Exakte 1:1 Zuordnung gelingt nicht. Das Kind ordnet nicht exakt jedem Gegenstand ein Zahlwort zu, zeigt auch mal zwei Gegenstände, während es ein Zahlwort (z.B. sie-ben) nennt.
  2. Erfassen von kleinen Mengen auf einen Blick gelingt nicht, z.B. muss die Würfel-Augenzahl abgezählt werden.
  3. Das Kind hat Probleme beim Stellenwert bzw. Zahlaufbau. Es liest oder schreibt häufig mehrstellige Zahlen falsch herum (56 -> “fünfundsechzig”)
  4. Kind kann noch nicht in Zweierschritten zählen.
  5. Es löst Plus- und Minusaufgaben im Zahlraum bis 10 noch immer meist (mit der Hand) zählend.
  6. Es löst Aufgaben des Einmaleins zählend bzw. mit den Fingern zählend.
  7. Es hat Schwierigkeiten beim Zerlegen der Zahlen, besonders bei der Zehnerüberschreitung.
  8. Es hat Schwierigkeiten bei Aufgaben, die in mehreren Rechenschritten zu lösen sind (z.B. Textaufgaben, Zehnerüberschreitung, halbschriftliches Multiplizieren/Dividieren).

Da Schüler mit Teilleistungsschwächen ständig konzentriert sein müssen, erlahmt oft ihre Konzentrationsfähigkeit schneller. Sie werden als konzentrationsschwach eingestuft, sind jedoch überfordert. Schüler mit solchen Schwächen haben immer ein langsames Arbeitstempo.

Seite 2 des Artikels beschäftigt sich mit den Ursachen der Rechenschwäche.

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