Die Medienkunde (MK) in Thüringen ist keine Erfolgsstory. Aber beginnen wir mit dem Anfang. Die folgenden Zeilen sind meine Sicht der Entwicklungen und können durch die Umstände an meiner Schule, in meinem Schulamt oder ähnliches nicht der offiziellen Sicht entsprechen.
Die Veränderungen in der Struktur der Unterrichtsorganisation wurden nicht durch die Schule, sondern durch das Thüringer Kultusministerium initiiert.
Der Anfang
Als ich 1998 an der Schule anfing, wurde Medienkunde nur in der Klassenstufe 7 als Einstundenfach als Informationstechnische Grundbildung (ITG) durch engagierte Lehrer unterrichtet. Wir hatten das große Glück ein
Computerkabinett mit fast einheitlicher Rechnern zu haben und das Fach ITG als Doppelstunde in Halbklassen unterrichten zu können. Ein Halbjahr die eine Halbklasse und im zweiten Halbjahr die zweite Halbklasse. Hierdurch hatte in der Regel jeder Schüler einen PC zur Verfügung. ITG beschäftigte sich nur mit dem Computerbeherrschung und Microsoft-Produktschulung.
Erste Änderungen
ITG wurde in Medienkunde (MK) umbenannt. Die Idee war zunächst, dass das Fach MK von Klassenstufe 5 bis 7 unterrichtet wird. Die inhaltliche Ausgestaltung war den Schulen überlassen. Vorschläge dazu kamen vom ThILLM. Doch wie sollten wir bei uns an der Schule die MK organisieren? Viele Schulen entschieden sich zu extra Stunden für das Fach Medienkunde.
An unserer Schule hielten wir uns an die Empfehlungen und unterrichteten MK in Klassenstufe 5 und 6 integrativ und in KS 7 weiterhin exklusiv. Medienbildung sollte in den Fächern und bei den Kollegen ankommen.. Unser Konzept sah vor, dass der Schüler an allen Medienarten geschult wird.
Medienarten
- Printmedien (Bücher, Zeitungen, Zeitschriften, Plakate, …)
- Audio-Visuelle Medien (Radio, Hörbücher, Musik, Fernsehen, Videos, …)
- elektronische Medien, wie Desktop- und Tower-PC, Notebook, Tablet-PC (Nutzung und Personalisierung des Computers, Lernprogramme, Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentationsprogramm, Datenbankprogramm, Bildbearbeitungsprogramm, Programmerstellung)
Das Konzept ist nicht aufgegangen. Die zum Gelingen notwendigen Weiterbildungen (insbesondere die innerschulischen) wurden nicht organisiert und nicht angeboten. Man kann nicht nur auf die freiwillige und private Weiterbildung der Kollegen vertrauen. Diese kann niemals systematisch und methodisch auf den Unterricht vorbereitend sein.
Weitreichende Änderungen
Seit ca. 2003 wurde in Thüringen die MK so verändert, dass diese kein eigenständiges Fach mehr ist und an den Sekundarschulen durchgängig von 5 bis 10 unterrichtet werden soll.
Der Kurs Medienkunde soll nun integrativ unterrichtet werden. Er wird an ein bestehendes Fach gekoppelt. Dazu nimmt man aus der Stundentafel dem Fach ein Stunde weg und nennt diese nun MK. In machen Schulen nutzt man dazu auch die Flex-Stunde.
An meiner Schule wird der Kurs MK folgendermaßen in den Gymnasialklassen gekoppelt:
Klassenstufe 05 – Deutsch
Klassenstufe 06 – Englisch
Klassenstufe 07 – Biologie
Klassenstufe 08 – Kunst
Klassenstufe 09 – Sozialkunde
Klassenstufe 10 – Mathematik
Für die zu vermittelnden Inhalte gibt zwar keinen Lehrplan, jedoch ein Handreichung mit Vorschlägen für Schwerpunkte. Diese Handreichung ist jedoch so umfangreich, dass der Lehrer, der MK-Einsteiger ist, sofort überfordert ist.
Mit MK wird die Eigenverantwortung der Schule auf die Spitze getrieben. Jede Schule musste einen eigenen Schulinternen Lehr- und Lernplan (SiLLP) für den Kurs Medienkunde erstellen. Die Schulen wurden dabei vom ThILLM unterstützt. Ein Lehrer pro Schule musste in einer dreijährigen Fortbildung die SiLLPe der Doppeljahrgangsstufen 5/6 (2009/2010), 7/8 (2010/2011) sowie 9/10 (2011/2012) für seine Schule erstellen. Dieser SiLLP musste hiernach noch von der jeweiligen Schulkonferenz bestätigt werden.
Fazit
Jede Schule in Thüringen kocht ihr eigenes Medienkundesüppchen. Manche Schulen halten sich an die Vorgaben (integratives Unterrichten) und andere nicht. Eine systematische Bildung der Schüler im Umgang mit allen Medien ist so nicht möglich. Gerade das ist mit der ständigen Verfügbarkeit der Daten heute aber noch notwendiger als früher.
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